10 Jahre BAUakademien

Weltweit einzigartige Einrichtung zur Ausbildung vom Lehrling bis zum Meister - Hans Steiner als erster Baumeister mit Professorentitel ausgezeichnet - Dörfler würdigt "wertvolle Säule der Volkswirtschaft"- Hasse: Menschen bauen für Menschen

Klagenfurt –Eine der bemerkenswertesten Veranstaltungen der vergangenen Jahre im Bereich des österreichischen Bauwesens ging am Dienstag in Klagenfurt über die Bühne: Gefeiert wurde das zehnjährige Bestehen der BAUakademien als die führenden Bildungsanbieter für die gesamte Bauwirtschaft sowie die erstmalige Verleihung des Berufstitels „Professor“ an einen Baumeister durch den Bundespräsidenten.

Es war ein denkwürdiger Festakt, der weit über die Grenzen Kärntens und Österreichs hinaus strahlte. Im Jahre 2002 hatte in der Kärntner Landeshauptstadt die Gründungsversammlung für die BAUakademien stattgefunden. Damit wurde eine weltweit einzigartige Institution geschaffen: In der BAUakademie lernen unter einem Dach Lehrlinge, Baupraktiker, Poliere, Bauleiter und Baumeister. Vorrangiges Ziel ist es, eine optimale Aus- und Weiterbildung zu gewährleisten, um so der Bauwirtschaft genügend Fachkräfte zur Verfügung stellen zu können.

BAUakademien gibt es in acht Bundesländern, der Auftritt erfolgt aber unter der gemeinsamen Dachmarke. Wesentlicher Mitinitiator dieser Einrichtung war Dipl.-Ing. Dr. Hans Steiner, dem beim Festakt als erstem Baumeister Österreichs das Dekret des Professorentitels verliehen wurde.

Die Laudatio hielt die renommierte Wirtschaftspsychologin Linda Pelzmann. Sie würdigte Hans Steiners Verdienste beim Zustandekommen der BAUakademien sowie der Kärntner Bauhütte: „Ohne Dr. Steiner gäbe es keine Bauhütte und keine BAUakademie, und auch nicht die 99 wichtigsten Themen der Baumeisterprüfung nach einem vorbildlich strukturierten und durchdachten Konzept.“

Scharfe Worte fand Pelzmann im Zusammenhang mit dem im Jahre 2009 begonnenen Bau einer mittelalterlichen Burg in Friesach. Gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen Renate Jernej und Gertrud Pollak habe Steiner dieses „Utopia Castrorum“ geschaffen, welches Begeisterung bei den Besuchern, Hoffnung bei Langzeitarbeitslosen und höchste Anerkennung in der Kybernetik hervorgerufen habe. Steiner sei aber übel mitgespielt worden.

Pelzmann: „Diejenigen, die den Kindesraub an seiner Schöpfung begangen haben, haben sich eines schweren, unverzeihlichen Führungsfehlers schuldig gemacht und das Klima von Friesach vergiftet.“

Für seine Leistungen bei diesem Jahrhundertprojekt überreichte Linda Pelzmann dem Baumeister eine Nachbildung der im Jahre 1602 für Kaiser Rudolf II. – ein großer Förderer der Kunst und Wissenschaft – geschmiedete Krone. „Im Gedächtnis von Kärnten und im Herzen der Besucher wird Herr Dr. Steiner immer als der Gründer und Aedificator zu Friesach für den Bau der Burg mit mittelalterlichen Methoden sein!“, betonte die Wirtschaftspsychologin.

Bundesinnungsmeister Ing. Hans-Werner Frömmel würdigte Hans Steiner als „Vordenker und Pionier“, vor allem in Fragen des Ausbildungswesens. Steiner habe durch seinen Einsatz einen maßgeblichen Beitrag zum hohen Niveau der Baumeisterausbildung und der Qualifikation der Fachkräfte in der Bauwirtschaft eingebracht. „Er hat sein Leben dem Bau und seinen Ausbildungszielen gewidmet!“

Der Innungsmeister Bau in der Wirtschaftskammer, KR Stefan Hasse, verwies darauf, dass das Baugewerbe der größte private Arbeitgeber des Landes sei. Es gehe allerdings nicht nur um reine Zahlen, sondern um viel mehr: „Wir formen junge Menschen nicht nur fachlich, wir vermitteln ihnen Kompetenz in allen Lebensbereichen.“ Zum Beruf des Baumeisters und all seiner Mitarbeiter sagte Hasse: „Menschen bauen für Menschen. Das ist unsere Kraft nach Innen und Außen.“

„Traditionen und Wissen unserer vorangegangenen Generationen sind unverzichtbar“, versicherte der Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten, Franz Pacher. Das Bemerkenswerte und Einmalige sei, dass hier „immer in den Faktor Mensch investiert wurde“. Pacher wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in Österreichs Bau-Lehrlinge im Spitzenfeld der Löhne innerhalb der EU rangierten.

Mit den Worten „Danke, Sie schaffen Arbeit, Werte und Zukunft“ würdigte der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler die Tätigkeit der BAUakademien. Leider sei es heute enorm schwierig, dem Terminus „Baukunst“ entsprechen zu können: „Eine Glockner Hochalmstraße zu bauen wäre schon allein an der Umweltverträglichkeitsprüfung zum Scheitern verurteilt“, sagte der Landeshauptmann.

Dörfler: „Wie man auch immer dazu stehen mag, eine ‚Baukultur der Ewigkeit‘ wird es wohl nicht mehr geben. Allerdings sei man in Kärnten trotz aller Widerstände dabei, eine Art „Ikone der Ewigkeit“ zu schaffen: den neuen Aussichtsturm auf dem Pyramidenkogel. Dörfler: „Das ist Baukunst in höchster Vollendung in Verbindung mit der Landschaft!“ Das Bauwesen allgemein ist für den Regierungschef „eine wertvolle Säule der Volkswirtschaft“, welche es zu erhalten und zu fördern gelte.

Zum zehnjährigen Bestehen der Kärntner Bauhütte erläuterte deren Vorsitzender Franz Josef Kollitsch, dass hier nicht nur eine museale Einrichtung geschaffen wurde. Bestreben sei es vielmehr, „diese Bauhütte mit Leben zu erfüllen“. Primäres Ziel sei es, Kenntnisse, Erfahrungen sowie Wirken und Traditionen früherer Baumeister „durch gelebte Übung in Erinnerung zu rufen oder neu zu entdecken“.

Hans Steiner betonte in seiner Ansprache, dass viel Überzeugungsarbeit erforderlich gewesen sei, um BAUakademie und Bauhütte zu realisieren. Heute repräsentiere das Haus nicht nur einen realen, sondern auch einen symbolischen Wert. Steiner: „Aus der Symbolkraft des Tuns, Seins und der Zeit kann sich eine neue Schule des Bauens entwickeln.“

Eine klare Absage erteilte der Baumeister kurzfristiger Gewinnsucht sowie der Zerstörung der Natur und stellte dazu die Fragen: „Was wollen wir in Zukunft sein? Massive, passive Betonierer oder neue Bau-Menschen? Baumenschen mit ausgeprägtem Naturverständnis? Baumenschen mit entwickeltem Kulturverständnis? Baumenschen, welche die Lebensfähigkeit in der gebauten Umwelt verantworten wollen?“ Steiner: „Die Kultur des Bauens bringt uns den neuen Baumenschen.“

HINTERGRUND:
Das Kursangebot der BAUakademien reicht von Baugrundkursen für Maurerlehrlinge bis zur Befähigungsprüfungsvorbereitung für Meister. Angeboten werden aber auch maßgeschneiderte Pakete für alle Unternehmen, die in der Bauwirtschaft tätig sind. Das praktische Lernen erfolgt in den Lehrbauhöfen.

Die Lehrlinge durchlaufen in Österreich ein triales Ausbildungssystem: Unternehmen, Berufsschule und Lehrbauhof.Träger der BAUakademien sind im Wesentlichen die Bauunternehmen. Dazu kommt eine Vielzahl an Partnern, vor allem Wirtschaftskammer, WIFI, das Arbeitsmarktservice (AMS) sowie Schulen und Fachhochschulen.

KÄRNTNER BAUHÜTTE:
Diese Einrichtung beruht auf dem "Wertefundament" des Mittelalters, als die Baumeister imposante Kathedralen errichteten. Die Kärntner Bauhütte steht für Tradition und Innovation, Wissen und Kreativität sowie für Verantwortung gegenüber den Menschen und ihrer Umwelt. Steiner: "Wir spannen einen Bogen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft."

Die Räumlichkeiten der Bauhütte befinden sich im Untergeschoss der BAUakademnie. Der erste Raum (Heilige Barbara) dient der Gemeinschaft und Geselligkeit, der zweite beherbergt das Museum zum Baubetrieb im Mittelalter, der dritte und vom Künstler Valentin Oman mitgestaltete Raum fungiert für das "Streben nach der Vision des Bauens" und somit für die geistige Auseinandersetzung. Steiner: "Hier begegnen sich alte, erfahrene und junge, aufstrebende Baumeister im Dialog."

In der Bauhütte finden auch die Meisterfeiern statt, wobei ein mittelalterlicher "Zunftkrug" eine wesentliche Rolle spielt. "Aedifikator" (Baumeister, Bauträger) der Bauhütte ist Landesinnungsmeister-Stellvertreter Hans Steiner, der für seine Leistungen im Rahmen des Festaktes mit dem vom Bundespräsident verliehenen Berufstitel "Professor" ausgezeichnet wird.

Rückfragehinweis:
BAUakademie Lehrbauhof Kärnten, Barbara Gruber, 0463 36450-450,
Mail: office@ktn.bauakademie.at oder
Dipl.-Ing. Dr. Hans Steiner, 0699/10881088
Mail: hs@stp.