Anschauliche Protestaktion des Klagenfurter Künstlers Werner Wultsch gegen drastische Sparmaßnahmen - Massive Vorwürfe an Kulturlandesrat und Landeskulturabteilung
Klagenfurt - Den rigorosen Sparkurs des Landes Kärnten bekommt, neben vielen anderen, vor allem auch die Kulturszene zu spüren. Förderungen wurden dramatisch gekürzt oder gar ersatzlos gestrichen, besonders betroffen ist auch die Kunst. Der Klagenfurter Maler und Bildhauer Werner Wultsch hat deswegen eine ungewöhnliche und eindringliche Protestaktion gestartet: Vor dem Eingang der von ihm gegründeten Künstlervereinigung "Klagenfurter Sezession" im Stadtteil Annabichl baumelt die Kärntner Kunstszene in Form einer Strohpuppe an einem Galgen.
"Von uns Kunstschaffenden wird verlangt den Gürtel (B)enger (der Kulturlandesrat heißt Benger, Anm.) zu schnallen, aber um wie viel?", fragt Wultsch. Dass aufgrund jahrelanger Misswirtschaft jetzt gespart werden müsse, sehe zwar jeder ein - doch um welchen Preis? "Die Kärntner Kunstszene darf nach einem leichten Aufblühen nicht sterben, wo doch die Kunst einen beträchtlichen Teil der Kultur des Landes Kärnten ausmacht!" Wultsch: "Kopflos - brotlos kulturlos. Genau das möchte ich mit meiner erhängten Strohpuppe zum Ausdruck bringen!"
Schwere Vorwürfe richtet der Künstler gegen den für Kultur zuständigen Landesrat Christian Benger und dessen leitende Beamte. Bei seinem Amtsantritt im Mai 2014 habe der VP-Politiker zugesichert, sämtliche kulturelle Einrichtungen und Vereine persönlich zu besuchen, was in der Szene sehr positiv empfunden worden sei. Daraufhin habe er selbst um einen Termin bei Benger angesucht, welcher auch gewährt und fixiert wurde. Rund eine Woche davor sei er kontaktiert und gefragt worden, ob es seitens der Sezession ein Förderungsbegehren gebe, was er bejaht, aber gleichzeitig betont habe, dass es ihm nur darauf ankomme, dem Landesrat die "Klagenfurter Sezession" sowie ihre Arbeit und das Erreichte zu präsentieren.
Wultsch: "Der Termin wurde daraufhin sofort abgesagt und auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertagt. Ich habe nach einiger Zeit nochmals via Mail betont, dass es mir nicht auf die Förderung ankomme, sondern auf die Vorstellung. Antwort habe ich bis heute keine bekommen."
Laut Wultsch wurden auch mehrmals leitende Beamtinnen der Kulturabteilung des Landes zu Diskussionen und anderen Veranstaltungen eingeladen, "aber wir haben nicht einmal eine Antwort bekommen". Es sei daher evident, dass die Kärntner Kulturszene seitens des Landes "nicht nur total im Stich gelassen, sondern auch noch zutiefst herablassend behandelt wird."
Werner Wultsch arbeitet seit 1999 in Klagenfurt. Die von ihm 2012 ins Leben gerufene "Klagenfurter Sezession" finanziert sich durch Malkurse, ihr Motto lautet: "Beim Kunst schaffen behilflich sein!". Mit der Gründung des Vereins hat Wultsch zudem einen knapp 200 Quadratmeter großen Saal gemietet, der als Galerie genutzt wird und genug Platz für Malkurse und andere Vereinsaktivitäten bietet.
Die "Klagenfurter Sezession" versteht sich als Anlaufhafen für unabhängige bildende Kunstschaffende in Kärnten. Kollegialer Austausch, Hilfestellung in verschiedenen künstlerischen Belangen, Vermittlung von Erfahrung, Wissen und Kenntnissen sind die Ziele des Vereins. Der Begriff Sezession ist dabei ganz bewusst gewählt, und zwar im Sinne eines "losgelösten" Zusammenschlusses von freien Künstlern, die keiner einengenden Gemeinschaft angehören wollen.
"Wir wollen Kunstschaffende in ihrer Arbeit unterstützen, fördern und auf ihrem Weg in die Professionalität begleiten", betont Wultsch. Und er verbindet mit der Initiative auch ein persönliches Anliegen: "Weg vom Einzelkämpfer und hin zu einem Miteinander."