Hafnersee: Geplanter Grundstücksverkauf aus Sicht der Raumplanung sachlich nicht nachvollziebar
Teilverkauf würde touristischem Gesamtkonzept widersprechen und wertvolles Landschaftsschutzgebiet gefähden - Bürgermeister Dovjak: "Wie kann man eine solche Idee überhaupt andenken?" - Forderung nach Widerruf des Bieterverfahren berkräftigt
Keutschach am See - Der vorgesehene Verkauf von landeseigenen Grundstücken am Hafnersee ist aus Sicht der Raumplanung sachlich nicht nachvollziehbar und würde der bestehenden raumplanerischen Rechtslage widersprechen. Zu diesem Schluss kommt ein von der Gemeinde Keutschach am See beauftragtes Planungsbüro. In dem Gutachten wird insbesondere auf das laut Gemeinderatsbeschluss geforderte touristische Gesamtentwicklungskonzept für den im Jahre 2007 vom Land Kärnten erworbenen See und sein Umland sowie auf das nicht vorhandene öffentliche Interesse am Verkauf von hochwertigen Naturschutzflächen hingewiesen.
"Eine Splittung des Gesamtareals in Form eines teilweisen Verkaufs ohne Konzept für die Gesamtliegenschaft Hafnersee ist ebenso wenig sachlich nachvollziehbar wie der Teilverkauf eines hochwertigen touristischen Entwicklungspotentials ohne direkten Seezugang am Nordufer. Zudem ist kein öffentliches Interesse am Verkauf von hochwertigen Naturschutzflächen gegeben. Aufgrund der für den Verkauf gewählten Teilflächen werden absehbar potentielle touristische Investoren und Projektentwickler von vornherein ausgeschlossen. Ausgenommen es erfolgen "spekulative Annahmen" bezüglich der Realisierung eines direkten Seezuganges", heißt es in der raumplanerischen Stellungnahme.
Konkret wird erläutert, dass ein bedeutender Teil der zum Verkauf ausgeschriebenen Flächen rechtskräftig als "Bauland Reines Kurgebiet" festgelegt sei. Das bedeutet, dass dort Einrichtungen und Gebäude, die dem Fremdenverkehr oder der Freizeitgestaltung dienen und somit eine nachhaltige touristische Entwicklung mit sich bringen, errichtet werden dürfen. Dies würde laut dem Gutachten aber wohl nicht geschehen, weil kein direkter Seezugang vorhanden ist.
Die Schaffung eines solchen wäre jedoch ausschließlich über bestehende Feuchtflächen, die über den Schutzstatus im Kärntner Naturschutzgesetz hinaus als Ramsar-Gebiet festgelegt sind, möglich. Ramsar-Gebiete sind international bedeutende Feuchtgebiete, wobei in Österreich bis heute lediglich 23 derartige Schutzgebiete festgelegt wurden. "Aufgrund der bestehenden intensiven touristischen Nutzung des Hafnersees wären eine zusätzliche Inanspruchnahme hochwertiger und geschützter Feuchtflächen nicht im öffentlichen Interesse sowie eine diesbezügliche Nutzungsänderung raumplanerisch und naturschutzfachlich nicht vertretbar", wird in der Stellungnahme des Planungsbüros betont.
Die Gemeinde Keutschach und Bürgermeister Karl Dovjak sehen sich daher in ihrer Forderung nach einem sofortigen Widerruf des bis zum 8. Jänner laufenden Bieterverfahrens bestätigt. Eine diesbezügliche Petition war vor Weihnachten der Landesregierung übergeben worden.
Das gesamte Landschaftsschutzgebiet am Hafnersee umfasst rund 50 Hektar, zum Verkauf stehen zwei Liegenschaften von etwa zwölf sowie 1,7 Hektar, auf welchem ein Haus steht. Für alle laut einstimmigem Regierungsbeschluss im Jahre 2007 vom Land Kärnten gekauften Grundstücke am Hafnersee sowie Ossiacher See und Maltschacher See ist die Seenimmobiliengesellschaft (SIG) zuständig, die Gemeinde Keutschach erfuhr erst durch eine Zeitungsannonce von den Verkaufsaktivitäten.
Bürgermeister Dovjak: "Wenn wir rechtzeitig informiert gewesen wären, hätten wir von Vornherein erklärt, dass die Vorgangsweise falsch ist und auch die Gründe dafür genannt!" Laut Dovjak dürfe es jedenfalls keinen Verkauf von Naturschutzflächen in einem Landschaftsschutzgebiet im Ausmaß von mehr als 13 Hektar geben. Dovjak: "Es ist zum Weinen, dass man in Zeiten wie diesen eine solche Idee überhaupt andenkt! Wie kann man so unsensibel sein?!"
Selbstverständlich müssten auch die Seezugänge für die Öffentlichkeit erhalten bleiben. Bei den zum Verkauf stehenden Grundstücken handelt es sich um rund 600 Meter Seeuferlinie.
Fotos (Bilder 1 und 2: Sonnenhotel, Bild 3: Erika Käfer) sowie Plan kostenlos herunterzuladen und zu veröffentlichen. Im Anhang das Gutachten des Raumplanungsbüros.
Rückfragehinweis: Bgm. Karl Dovjak - 04273/229114