Kein Aprilscherz: In Villach ging die erste umgekehrte Sonnenuhr in Betrieb
Villach - Die wohl ungewöhnlichste Sonnenuhr der Welt wurde am 1. April im Reinhard-Eberhart-Museum (rem) in Villach präsentiert. Es handelt sich um den Prototyp einer umgekehrten Sonnenuhr, welche nach dem Teleskop-Prinzip entwickelt wurde.
Obwohl das Datum es vermuten lässt, handelt es sich garantiert um keinen Aprilscherz, versichert Museumschef und Aktionist Reinhard Eberhart. Vielmehr sei die Apparatur auf wissenschaftlicher Basis entwickelt worden. Eberhart: Nach unserem Wissen wurde eine solche Sonnenuhr noch nie gebaut, es handelt sich um eine Weltneuheit.
Die auf einem Stein-Fundament im Ausmaß von 70 mal 70 mal 100 Zentimetern installierte und aus Edelstahl produzierte umgekehrte Sonnenuhr ist manuell mit zwei Kurbeln zu bedienen. Wenn der gelaserte Schriftzug "Sonnenkraft" zu lesen ist, können auf der Datums- und auf der Zeitscheibe der genaue Tag und die Uhrzeit abgelesen werden.
Die Idee zu diesem bemerkenswerten Zeitinstrument hatte Reinhard Eberhart, die Umsetzung erfolgte mit Hilfe von Werner Pötzi vom Sonnenobservatorium Kanzelhöhe auf der Gerlitze, Adi Prattes von der Arbeitsgruppe Sonnenuhren (Gnomonicae Societas Austriaca = GSA) im Österreichischen Astronomischen Verein sowie eines Kärntner Hobbyschlossers. Motto des Projektes: Aus Fantasie wird Realität. Der Prototyp der umgekehrten Sonnenuhr wurde weltweit geschützt, wird permanent weiterentwickelt und soll in den Verkauf gehen.
Sonnenuhren zeigen prinzipiell immer die Wahre Ortszeit (WOZ) an. Das bedeutet, dass 12.00 Uhr mittags grundsätzlich dann ist, wenn am Beobachtungsort die Sonne exakt im Süden steht und somit den höchsten Tagesstand über dem theoretischen Horizont ohne Hindernisse, wie Berge, Bebauung oder Bäume erreicht hat.
Eine Sonnenuhr weicht allerdings aus zwei Gründen leicht von einer mechanischen Uhr ab: Zum einen bewegt sich - wie schon Johannes Kepler 1609 festgestellt hat - die Erde auf einer elliptischen Bahn und daher nicht immer gleich schnell um die Sonne. Im Winter, wenn sie der Sonne am nächsten steht, ist die Erde etwas schneller. Der zweite Grund ist die geneigte Erdachse, welche zu geometrischen Abweichungen führt. Als einfache Regel gilt: Von Jänner bis März geht die Sonnenuhr einige Minuten nach, vom September bis Dezember geht sie etwas vor.