''Mensch, hüte Dich vor Deinen Phantasien!''

Austro-Pop-Legende Heinrich Walcher feiert bemerkenswertes musikalisches Comeback

Villach/Wien – Nach Jahren musikalischer Abstinenz feiert Heinrich Walcher, neben Marianne Mendt und Andre Heller eine Legende des Austro Pop, ein beeindruckendes Comeback. "Walcher von der Vogelweide" heißt das neue Album, das der gebürtige Wiener am Samstag in Villach der Öffentlichkeit präsentierte. In seinen neuen Liedern befasst sich Walcher mit dem ‚Weltbild Mittelalter", welches er auf nachdenklich stimmende und ironisch-komische Weise mit der Welt von heute in Verbindung setzt.

''Mensch, wo denkst du hin? Hüte dich vor deinen Phantasien! Mensch, wo denkst du hin? Gibst du der Welt den Sinn?", fragt Heinrich Walcher in einer seiner Balladen, in denen sich in Anlehnung an den größten Minnesänger des Mittelalters, Walther von der Vogelweide, romantische Stimmungslyrik, Ernsthaftes und Komisches findet. Obwohl seine Texte durchaus zum Schmunzeln anregen – ''Ich war in meinem Leben ein arger Wüstling, stets hinter Frauen her''– wird man zum Nachdenken über das Dasein und dessen Sinn geradezu herausgefordert.

"Es ist auch eine Abrechnung mit Kirche und Staat, eine Zwiesprache mit Gott", erläuterte Walcher bei der Präsentation seines Albums im Reinhard-Eberhart-Museum (rem) in Villach-St. Ruprecht. In seinen Liedern gibt der Musiker aber auch lustige Geschichten über die ‚landläufige Vorstellung des Mittelalters" zum Besten, vom Burgherrn über Ritterfräuleins bis hin zum Schlosshund. Walcher, der sich selbst als ''österreichischen Chansonnier'' sieht, bringt auch die französische Sprache zum Einsatz, die für ihn ''ungemein eindringlich Inhalte vermitteln kann''.

Heinrich Walcher, der schon 1972 mit seinem "Gummizwerg" die österreichische Hitparade gestürmt hatte, hat in seiner Laufbahn rund 120 Lieder geschrieben und komponiert. Das Hauptaugenmerk seiner Schaffenskraft lag in den vergangenen Jahren aber in der bildenden Kunst, rund 250 Ausstellungen im In- und Ausland zeugen davon.

Von 1978 bis 1999 lebte Heinrich Walcher in Kärnten auf zwei historisch bemerkenswerten Plätzen: Zunächst zehn Jahre in der "Herkuleskeusche" auf dem Danielsberg im Mölltal, von der Kelten- über die Römerzeit bis heute als Kraft- und Kultplatz bekannt, danach auf einem Bergbauernhof nahe der Burgruine Gradenegg. Diese erstmals 1194 urkundlich erwähnte Burg war es auch, die den Liedermacher wesentlich zu seinem jetzigen Werk inspiriert hat. ''Frau Welt, ich hab von dir getrunken'', sagt Heinrich Walcher – oder war es doch schon Walter von der Vogelweide…?